Hans Hermann Henrix während seines Vortrags | Bildquelle: Niklas KutschAnlässlich des Reformationsjahrs hielt Hans Hermann Henrix am 26.09.2017 in St. Nikolaus in der Aachener Innenstadt einen Vortrag über die Beziehung Martin Luthers zu den Juden.

Hans Hermann Henrix wurde am 21.11.1941 in Schwalmtal-Waldniel am Niederrhein geboren. Schwalmtal-Waldniel liegt etwa 12 km nordöstlich von Mönchengladbach und gehört damit noch zum Bistum Aachen. Hans Hermann Henrix war bereits in seiner Jugend sehr aktiv und so erzählte er, dass er auch Messdiener war und vom damaligen Kaplan Karl Grubert, der selber häufig in Israel war, schon früh begeistert wurde. Grubert „sprach von Jesus ohne über die Juden zu schimpfen“, sagte Henrix im anschließenden Gesprächskreis. Obwohl Henrix zuerst begann, Wirtschaftswissenschaften zu studieren, wechselte er bereits nach drei Jahren zu Philosophie und Theologie. Nach seinem Studium beschäftigte sich Henrix besonders mit dem Judentum und darüber hinaus auch mit der Ökumene. Seit einigen Jahren nimmt er nun das Amt des Kommunionhelfers bei uns in Heilig Geist wahr, sodass man ihn des Öfteren am Altar sieht.

Durch seine Expertise kam es nicht unerwartet, dass er es war, der an diesem Abend einen Einblick in die Beziehung des Reformators zu den Juden gab. Direkt zu Beginn des Vortrags, zu dem über 50 Zuhörer gekommen waren, darunter auch einige aus der Heiliggeistgemeinde, ging Henrix auf das Bild Luthers als „Zerstörer der Einheit der Kirche“ ein. Ebenfalls erzählte er einiges über Luthers Wirken und gab so einen kleinen Einblick in sein Leben.

Doch wenn es über Martin Luther und die Juden geht, kommt man nicht darum, auch die Schriften „Dass Jesus Christus ein geborner Jude sei“ von 1523 und „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1543 zu betrachten. Anfangs ist Luther noch der Ansicht, dass Juden zum rechten Glauben bekehrt werden müssen und dies wiederum müsse durch Unterrichtung in der Schrift geschehen. Doch auch wenn dies noch nicht von Toleranz gegenüber den Juden zeugt, so wird es in seinen späteren Schriften nicht besser. Gerade in der letzteren der beiden oben genannten antijüdischen Schriften empfiehlt Luther das Anstecken von Synagogen, Häusern und jüdischen Schulen. Weiterhin fordert er Rabbinern „bei Leib und Leben“ das Lehren zu verbieten. Wenn man Henrix beim Aufzählen von Luthers Forderungen so zuhörte, wurde man doch in gewisser Weise an den schrecklichen Holocaust, der knapp 400 Jahre nach der Veröffentlichung dieser Schriften verübt wurde, erinnert.

Bemerkenswert dabei ist, dass Luther, der in Sachsen-Anhalt wirkte, kaum Kontakt zu Juden hatte und er somit weniger von eigenen Erfahrungen berichten kann, als vielmehr in Frage zu stellen ist. Zudem war der Judenhass in der damaligen Zeit sehr verbreitet, wie Sylvia Engel, die Ansprechpartnerin der evangelischen Kirche an dem Abend ebenfalls bemerkte. Dies darf jedoch die Worte Luthers in keinster Weise erklären oder gar legitimieren.

Es lässt sich sagen, dass es ein sehr informativer Vortrag war und der Gesprächskreis am Ende eine gute Möglichkeit zur Vertiefung war. Wir hoffen, dass dies nicht der letzte Vortrag von Hans Hermann Henrix war und freuen uns auf eine mögliche Fortsetzung!